Nostalgia

Beim Scannen alter Dias entdeckt: das einzigartige Fotogeschäft am Regensburger Minoritenweg - Inhaber war unser (leider inzwischen verstorbenes) Fotoclub-Mitglied Werner Schönefeld. Viele aus unserem Verein haben unvergessliche Erinnerungen an diesen Laden. Trotz des verheerenden Wirrwarrs konnte man dort immer wieder das eine oder andere gebrauchte Schätzchen erwerben. Ein absonderliches Foto-Wunderland...sein Passbildstudio glich einem finsteren Stollen und in der Dunkelkammer wurde gelegentlich in Bier entwickelt. 
Er war kein guter Kaufmann, aber als Freund hat er uns nie im Stich gelassen. Mehr als einmal haben wir Werner gebeten, mehr von uns für seine Ware zu verlangen - da uns das schlechte Gewissen plagte, als er wieder einen Sonderpreis gemacht hat, bei dem er selbst draufgezahlt hat. Wenn wir als Studenten bei ihm einen Tag lang ausgeholfen haben, war die Reihenfolge der Auszahlung klar: zuerst die Aushilfen, dann die Taschenpfändung - vom Rest hat er sich seinen Pressack gekauft. Irgendwie hielt er sich immer so halbwegs über Wasser. An seinen Prinzipien war jedoch genauso wenig zu rütteln wie an seiner leidenschaftlichen und gelegentlich überschnappenden Liebe zu Pentax-Kameras und Objektiven ("...die Farben hat die LX gemacht!").
Später habe ich mir dann angewöhnt, immer mindestens 2 Flaschen Bier mitzubringen, damit die im Laden stets fällige Einladung nicht auf seine Kosten geht. Es gäbe so viele Geschichten und Anekdoten von ihm zu erzählen - in Erinnerung bleibt ein ganz besonderer Mensch.
Ein freiheitlicher Geist, kurioserweise engagiert in der "Partei der Besserverdienenden".  
Werner Schönefeld war ein liebenswertes Original, ein echter Kauz - aber immer ehrlich und nie auf den eigenen Vorteil bedacht. Wenn ich an all den auswechselbaren Ketten-Filialen und gesichtslosen Shops in der Regensburger Altstadt vorbei gehe, vermisse ich ihn oft.

Der Tresen wie man ihn sah, wenn man herein kam

Der Tresen wie man ihn sah, wenn man herein kam

Der Blick von der Theke in Richtung Eingang

Der Blick von der Theke in Richtung Eingang