Seitdem ich auf den meisten meiner fotografischen Reisen einen DJI Inspire 2 Quadcopter in einem großen Hartschalen-Rollkoffer mit mir führe, ist mein Standard-Gepäck auf insgesamt über 65 Kilogramm angewachsen. Und obwohl die Bildqualität des APS-C Sensors der DJI Zenmuse X7 schon eine Klasse für sich ist, interessiere ich mich aus Platz- und Gewichtsgründen immer auch für die kleineren auf dem Markt verfügbaren Optionen.
In Sachen Packmaß und Gewicht war die erste Auflage des DJI Mavic Air sensationell. Wie gut, dass mir die Copter-Spezialisten der Firma Globe Flight nun für meine Grönlandreise im September 2020 den in diesem Jahr erschienenen Nachfolger namens Mavic Air 2 für einen eingehenden Test mitgegeben haben.
Zunächst muss man sich mit den winzigen Sensoren der kleinen Drohnen natürlich auf höheres Bildrauschen einstellen, aber immerhin wird im Mavic Air 2 nun ein etwas größerer Sensor als im Vorgängermodell verbaut (1/2“ statt 1/2,3“), und man muss ja nicht jedes Bild mit der Intention eines wirklich großformatigen FineArt-Prints aufnehmen. Eine Disziplin, in der hingegen schon der erste Mavic Air brillierte, waren die automatikgestützten Panorama-Aufnahmen, eine - wie ich finde - hervorragende Methode, aus einem kleinen 12-Megapixel-Sensor möglichst viel an Bildqualität herauszuholen. Das gilt sowohl für klassische Panoramabilder (die einfach nur einen größeren Ausschnitt der Landschaft zeigen, als es der Bildwinkel des Objektivs zulässt) als auch für digitale Bild-Darreichungformen wie interaktive 360°-Kugelpanoramen. Im Fall des Mavic Air 2 liegt die Objektiv-Brennweite übrigens bei 24mm (bezogen auf Kleinbild) - für eine Drohne in meinen Augen eine sehr gute Allround-Brennweite. Sie ist hervorragend geeignet für die Erstellung von Panorama-Aufnahmen.
Es gibt vier verschiedene Arten von Panoramen, die man mit dem Mavic Air schießen kann: Horizontal, Vertikal, 180° und die 360°-Sphäre. Dabei bestimmt man zunächst den initialen Blickwinkel und startet dann die Panorama-Aufnahme. Die Drohne macht den Rest, und das läuft überaus schnell und unkompliziert ab - von den aufgenommen Bildern bis zur Montage des Panoramabildes als JPEG-Datei in den Drohne vergeht kaum eine Minute. Die Ergebnisse der Bildmontage in der Kamera sind nicht schlecht, aber auch nicht überragend gut. Hin und wieder gibt es Stitching-Fehler - speziell dann, wenn man sich zwischen den Aufnahmen bewegende Elemente im Blickfeld hat.
Wenn man jedoch bereit ist, ein paar Schritte manuell nachzuarbeiten, lassen sich noch weitaus bessere Ergebnisse erzielen. Denn der eigentliche Clou an der automatischen Panorama-Funktion der Drohne ist, dass sie parallel zum monierten Panorama auch die RAW-Dateien (DNG) der Einzelbilder speichern kann (dies muss man allerdings vorher aktivieren).
So ergibt sich für mich folgender Workflow (hier am Beispiel eines 360° Panoramas):
Aufnahme des Panoramas mittels automatischer Funktion des Copters
Entwicklung der RAW-Dateien in Adobe Camera Raw (oder Lightroom) mit dem Focus auf optimale technische Wiedergabe der Tonwerte (Schatten, Highlights)
Montage des Panoramas aus den entwickelten TIFF-Dateien in PTGui (ggf. Unter Nutzung von Masken, bei sich bewegenden Bildbereichen)
Bearbeitung des montierten Bildes in Adobe Photoshop mit Blick auf die Ästhetik der Tonwerte und Farben, Einfügen eines „Deckels“ (die Drohen kann ja nicht ganz steil nach oben fotografieren, daher kann man diese Lücke im Bild hier noch schließen)
Erstellen der interaktiven Web-Version des Panoramas mittels geeignetem Tool/Viewer, mein Favorit ist hierzu derzeit marzipano.
Ein weiterer Vorteil der selbstmontierten Bilder ist, dass sie das Maximum an verfügbaren Pixeln nutzen, und dadurch eine sichtbar höhere Detailauflösung bieten. Ein entsprechendes 360°-Panorama aus PTGui ist 18.486 x 9.243 Pixel (B x H) groß, wogegen eine in der Drohne montierte Datei nur 8.192 x 4096 Pixel aufweist. Außerdem wendet DJI auf die Bilder bei der Montage ungefragt eine HDR-Funktion an, um die Kontraste auszugleichen. Diesen Look kann man mögen - es ist jedoch nicht mein Fall.
Hier nun zwei Beispiele für 360°-Spähren, die ich mit dem Mavic Air 2 fotografiert habe. Ich finde, dass sich die technische Qualität absolut sehen lassen kann. Mit dem Inspire 2 erziele ich natürlich noch mehr Detailauflösung und auch mehr Dynamikumfang in den Schatten und Lichtern. Sensorfläche und Auflösung ist einfach durch nichts zu ersetzen. Aber im Verhältnis zu Größe und Gewicht eines Inspire 2 ist die Leistung des Mavic Air 2 einfach nur grandios.
Und wenn ich schon mal dabei bin, die kleine Drohne zu loben - hier zum Schluß noch meine 4 persönlichen Highlights aus dem Gebrauch in Grönland:
Bis zu 35 Minuten Flugzeit pro Akku fühlen sich nahezu endlos an.
Die Kamera liefert für Ihre Größe hervorragendes Material ab, bis hin zu 4K bei 60 FPS.
Der Copter fliegt sehr präzise und wirkt enorm responsive und kontrollierbar.
Das Gesamtsystem arbeitet absolut rund und störungsfrei, es gab keinerlei Singalstörungen oder sonstiges unerwartetes Verhalten.