„Die Landschaftsfotografie ist eigentlich schon seit Jahren ausgereizt“ verriet mir um 1990 der damalige Gerätewart unseres hiesigen Fotoclubs – seines Zeichens ein Liebhaber des berüchtigten Tabak-Verlaufsfilters von Cokin.
Dem konnte ich als fotografischer Jungspund kaum etwas entgegensetzen – innerlich sträubte sich aber alles in mir. Ich konnte diese Aussage in ihrer Pauschalität einfach nicht akzeptieren.
Wohin mich meine Haltung viele Jahre später führen würde, hätte ich damals nicht zu träumen gewagt.
Panoramafotografie mit dem DJI Mavic Air 2
Seitdem ich auf den meisten meiner fotografischen Reisen einen DJI Inspire 2 Quadcopter in einem großen Hartschalen-Rollkoffer mit mir führe, ist mein Standard-Gepäck auf insgesamt über 65 Kilogramm angewachsen. Und obwohl die Bildqualität des APS-C Sensors der DJI Zenmuse X7 schon eine Klasse für sich ist, interessiere ich mich aus Platz- und Gewichtsgründen immer auch für die kleineren auf dem Markt verfügbaren Optionen.
In Sachen Packmaß und Gewicht war die erste Auflage des DJI Mavic Air sensationell. Wie gut, dass mir die Copter-Spezialisten der Firma Globe Flight nun für meine Grönlandreise im September 2020 den in diesem Jahr erschienenen Nachfolger namens Mavic Air 2 für einen eingehenden Test mitgegeben haben.
Zunächst muss man sich mit den winzigen Sensoren der kleinen Drohnen natürlich auf höheres Bildrauschen einstellen, aber immerhin wird im Mavic Air 2 nun ein etwas größerer Sensor als im Vorgängermodell verbaut (1/2“ statt 1/2,3“), und man muss ja nicht jedes Bild mit der Intention eines wirklich großformatigen FineArt-Prints aufnehmen. Eine Disziplin, in der hingegen schon der erste Mavic Air brillierte, waren die automatikgestützten Panorama-Aufnahmen, eine - wie ich finde - hervorragende Methode, aus einem kleinen 12-Megapixel-Sensor möglichst viel an Bildqualität herauszuholen. Das gilt sowohl für klassische Panoramabilder (die einfach nur einen größeren Ausschnitt der Landschaft zeigen, als es der Bildwinkel des Objektivs zulässt) als auch für digitale Bild-Darreichungformen wie interaktive 360°-Kugelpanoramen. Im Fall des Mavic Air 2 liegt die Objektiv-Brennweite übrigens bei 24mm (bezogen auf Kleinbild) - für eine Drohne in meinen Augen eine sehr gute Allround-Brennweite. Sie ist hervorragend geeignet für die Erstellung von Panorama-Aufnahmen.
Es gibt vier verschiedene Arten von Panoramen, die man mit dem Mavic Air schießen kann: Horizontal, Vertikal, 180° und die 360°-Sphäre. Dabei bestimmt man zunächst den initialen Blickwinkel und startet dann die Panorama-Aufnahme. Die Drohne macht den Rest, und das läuft überaus schnell und unkompliziert ab - von den aufgenommen Bildern bis zur Montage des Panoramabildes als JPEG-Datei in den Drohne vergeht kaum eine Minute. Die Ergebnisse der Bildmontage in der Kamera sind nicht schlecht, aber auch nicht überragend gut. Hin und wieder gibt es Stitching-Fehler - speziell dann, wenn man sich zwischen den Aufnahmen bewegende Elemente im Blickfeld hat.
Wenn man jedoch bereit ist, ein paar Schritte manuell nachzuarbeiten, lassen sich noch weitaus bessere Ergebnisse erzielen. Denn der eigentliche Clou an der automatischen Panorama-Funktion der Drohne ist, dass sie parallel zum monierten Panorama auch die RAW-Dateien (DNG) der Einzelbilder speichern kann (dies muss man allerdings vorher aktivieren).
So ergibt sich für mich folgender Workflow (hier am Beispiel eines 360° Panoramas):
Aufnahme des Panoramas mittels automatischer Funktion des Copters
Entwicklung der RAW-Dateien in Adobe Camera Raw (oder Lightroom) mit dem Focus auf optimale technische Wiedergabe der Tonwerte (Schatten, Highlights)
Montage des Panoramas aus den entwickelten TIFF-Dateien in PTGui (ggf. Unter Nutzung von Masken, bei sich bewegenden Bildbereichen)
Bearbeitung des montierten Bildes in Adobe Photoshop mit Blick auf die Ästhetik der Tonwerte und Farben, Einfügen eines „Deckels“ (die Drohen kann ja nicht ganz steil nach oben fotografieren, daher kann man diese Lücke im Bild hier noch schließen)
Erstellen der interaktiven Web-Version des Panoramas mittels geeignetem Tool/Viewer, mein Favorit ist hierzu derzeit marzipano.
Ein weiterer Vorteil der selbstmontierten Bilder ist, dass sie das Maximum an verfügbaren Pixeln nutzen, und dadurch eine sichtbar höhere Detailauflösung bieten. Ein entsprechendes 360°-Panorama aus PTGui ist 18.486 x 9.243 Pixel (B x H) groß, wogegen eine in der Drohne montierte Datei nur 8.192 x 4096 Pixel aufweist. Außerdem wendet DJI auf die Bilder bei der Montage ungefragt eine HDR-Funktion an, um die Kontraste auszugleichen. Diesen Look kann man mögen - es ist jedoch nicht mein Fall.
Hier nun zwei Beispiele für 360°-Spähren, die ich mit dem Mavic Air 2 fotografiert habe. Ich finde, dass sich die technische Qualität absolut sehen lassen kann. Mit dem Inspire 2 erziele ich natürlich noch mehr Detailauflösung und auch mehr Dynamikumfang in den Schatten und Lichtern. Sensorfläche und Auflösung ist einfach durch nichts zu ersetzen. Aber im Verhältnis zu Größe und Gewicht eines Inspire 2 ist die Leistung des Mavic Air 2 einfach nur grandios.
Und wenn ich schon mal dabei bin, die kleine Drohne zu loben - hier zum Schluß noch meine 4 persönlichen Highlights aus dem Gebrauch in Grönland:
Bis zu 35 Minuten Flugzeit pro Akku fühlen sich nahezu endlos an.
Die Kamera liefert für Ihre Größe hervorragendes Material ab, bis hin zu 4K bei 60 FPS.
Der Copter fliegt sehr präzise und wirkt enorm responsive und kontrollierbar.
Das Gesamtsystem arbeitet absolut rund und störungsfrei, es gab keinerlei Singalstörungen oder sonstiges unerwartetes Verhalten.
Spuren des Klimawandels (1)
Immer wieder werde ich gefragt, ob ich ich denn bei meiner Arbeit in der Arktis schon etwas von „diesem“ vielbesprochenen Klimawandel bemerkt hätte. Nicht selten höre ich aus diesen Fragen den Wunsch nach Abwiegelung, Beruhigung - „nein, keine Sorge, davon sieht man noch gaaaar nichts“ - aber damit kann ich leider nicht dienen.
In der Tat sehe ich deutliche Änderungen von Jahr zu Jahr, wobei diese natürlich auch durch kurzfristige Schwankungen bedingt sein können. Bedauerlicherweise geht die Tendenz über die letzten Jahre hinweg sehr klar in eine Richtung: Massen(Höhen-)verluste der Gletscher, Rückzug von Gletscherfronten wohin man auch blickt. Viel erschreckender als die aktuellen Änderungen sind für mich jedoch die Spuren dessen, was sich bereits seit Jahrzehnten voll im Gang befindet.
Auf diesem im Sommer 2018 mehr als 500km nördlich des Polarkreises aufgenommenen Bild sieht man einen Gletscher, der sich aus einer Höhe von ca. 1500 Metern bis hinunter ans Meer erstreckt. Allerdings sollte ich sagen „erstreckte“, denn von dem einstmals großen Gletscher ist praktisch nichts mehr da. Die nicht erodierten, halbkreisförmig aufgeschobenen Seitemoränen sehen aus, als wären sie in höchster Eile vom Eis verlassen worden. Klar ist das nicht von gestern auf heute passiert, aber eben auch nicht in den üblichen glazialen Zeitspannen.
Aus genau dieser Gegend wurde mir berichtet, dass solche Gletscher vor ein paar Jahrzehnten im Winter noch vom zugefrorenen Meer aus zur Fahrt mit dem Hundeschlitten über die Gebirgszüge hinweg in den Nachbarfjord genutzt wurden. Ohne Eis klappt das aber nicht mehr.
So plakativ fiel mir so ein komplett verschwundener Gletscher im Jahr 2018 zum ersten mal ins Auge - aber seitdem ich weiß, wonach ich suchen muss, habe ich davon eine ganze Menge und noch viel mehr drastische Zeichen der im Wandel begriffenen Arktis gefunden.
Es ist ganz offensichtlich: wir stecken längst mittendrin (in „diesem“ Klimawandel). Und unsere verbliebene Zeit läuft ab. Jede Tonne Kohlendioxid, die wir heute in die Atmosphäre blasen, wird dort erstmal sehr lange verbleiben. Es gibt nur einen wirklich gangbaren Weg, um der Katastrophe zu entgehen - nämlich, unseren Kohlendioxid-Ausstoß nachhaltig und ganz massiv zu reduzieren.
Wir (die Industrienationen) leben seit langer Zeit auf Kredit, den wir uns eigenmächtig zu Lasten der nachfolgenden Generationen genehmigt haben.
Und wir haben ein Pariser Klimaabkommen mitbeschlossen, dessen ehrenwerte Ziele mittels des neulich in Deutschland verabschiedeten „Klimapäckchens“ nicht mal annähernd erreicht werden können. Nicht mal theoretisch und mit einer Riesenportion Super-Optimismus. Eben das gute alte „weiter so“, mit etwas grünem Blendwerk geschmückt. So etwas nenne ich malignes Agieren - angesichts dessen, was für uns alle auf dem Spiel steht! Und ich denke mir jeden Tag: Wie kann sich jemand „konservativ“ oder gar „christlich“ nennen, dem unser Planet - er ist ja immer noch der einzige, den wir haben - sowas von egal ist?
Vier mal Licht
Immer wieder werde ich gefragt, was in der Landschaftsfotografie wohl "das Wichtigste" sei. Diese Frage lässt sich aufgrund der vielfältigen Zutaten zu einem guten Bild natürlich nicht eindeutig beantworten - aber das Licht gehört ohne Zweifel zu den tragenden Säulen vieler Bilder. Licht bestimmt zu einem großen Teil unsere technische Herangehensweise und legt seine Grundfarbstimmung über die Szenerien. Es schafft (oder nimmt) Intensität, modelliert die Motive und ist nicht selten selbst das Hauptmotiv.
Obige Kollektion von vier Bildern des gleichen Eisbergs habe ich Ende Mai 2013 bei vier verschiedenen Gelegenheiten über mehrere Tage hinweg aufgenommen (insgesamt waren es sogar 5 Varianten, aber 4 lassen sich besser in einem Bild arrangieren).
Erst zu Hause habe ich entdeckt, dass es sich bei den Bildern um den nahezu gleichen Bildausschnitt eines Eisbergs in unterschiedlichen Lichtsituationen handelt - so unterschiedlich war die Wirkung von Sonnenstand und Wetter sowie der Drehung und Position des sehr langsam driftenden Eisbergs relativ zur Sonne.
Links oben sieht man nachmittägliches Gegenlicht mit bernsteinfarbenen Eis-Bruchstücken auf der Wasseroberfläche, rechts oben das typische Quecksilber-Licht der Arktis bei bedecktem Himmel, links unten die Nachtsonne im Gegenlicht hinter einer Wolkenbank und schließlich rechts unten das unfassbare Licht einer unter der dichten Wolkendecke hindurchscheinenden Mitternachtssonne, die das Eis bei dunklem Himmel wie Gold erstrahlen lässt.
Ganz nebenbei - und das ist mir nicht zum ersten Mal passiert - habe ich an dieser Serie abgelesen, dass mein innerer Kompass für Bildästhetik wohl in gewisser Weise reproduzierbare Ergebnisse hervorzubringen scheint, da ich einen charakteristischen Ausschnitt mehrfach in verschiedenen Lichtsituationen unbewusst gleich gewählt habe. Dies freut mich einerseits, zeigt es mir doch, dass meine Kompositionen keine reinen Zufallsprodukte sein mögen. Auf der anderen Seite lässt es mich mir selbst die Frage stellen, ob ich mich durch die Ausschnittswahl nicht selbst reproduziert habe, quasi als berechenbarer Fotoroboter. Die Klärung dieser Frage muss ich allerdings vertagen, darüber habe ich noch nicht hinreichend nachgedacht.
Immerhin bin ich mit dem Ergebnis der vergleichbaren Ausschnitte insofern zufrieden, als dass sie einereits bei jeder der Lichsituationen einigermaßen ästhetisch wirken und anderseits die unterschiedliche Wirkung der Komponente "Licht" deutlich zeigen.
Wo die Drohnen wohnen: Mein Weg zu neuen Perspektiven (Teil 3)
Vorneweg ein kleiner Hinweis zur Entstehungsgeschichte dieses Artikels: ich hatte wesentliche Teile bereits im Herbst 2016 fertiggestellt, aber wer mich kennt weiß, dass ich oft über längere Zeiträume hinweg verdammt viel zu tun habe - darunter leiden dann immer zuerst die Projekte, auf die ich am meisten Lust habe. So kam es, dass der Artikel fast 2 Jahre auf meiner Festplatte schlummerte und nun insofern nicht mehr ganz aktuell ist, als dass ich inzwischen gar nicht mehr mit dem ursprünglich beschriebenen Setup arbeite. Ich denke jedoch, dass das was ich aufgeschrieben habe zwar recht „speziell“ ist, aber auch unabhängig von der konkreten Maschine Einblick in die Logistik hinter einer Reise mit einer größeren Drohne geben kann.
Im Anschluß daran habe ich dann noch ein paar ergänzende Worte zum Transport meines aktuellen Copters, des DJI Inspire 2 geschrieben. Hierzu habe ich in der Tat so etwas wie einen „Stein der Weisen“ in Sachen Transportbehältnis gefunden. Da der Inspire 2 nach wie vor insbesondere durch die zwischenzeitlich erschienene Zenmuse X7-Kamera mit einem Sensor im APS-C Format noch top-aktuell ist hoffe ich, diesen Beitrag damit ein wenig in die Aktualität zu retten.
Mit dem Copter in die Wildnis
Heute steht der Transport der Drohne zu den Locations im Mittelpunkt. Es handelt sich dabei um ein Thema, das man auf den ersten Blick gerne übersieht und das sicher nicht für jeden in dieser Form relevant ist.
Klar, hierzulande ist das alles kein Problem, einfach die Drohne in den Kofferraum gepackt und los geht's. Aber schon wenn man die Drohne nicht direkt am Fahrzeug sondern etwas abseits im Gelände oder gar von einem Punkt aus starten möchte, der erst erwandert werden muss, tauchen die ersten Fragen am Horizont auf.
Vorneweg möchte ich noch die konkrete Problemstellung skizzieren, mit der ich mich konfrontiert sah. Um an den von mir gewünschten Stellen in Grönland fotografieren zu können, musste ich die Drohne auf allen Abschnitten meiner Reise mit mir führen. Das bedeutete, dass die Transportform für folgende Vehikel geeignet sein musste:
Jet-Flug (Airbus 320, etc.) nach Kopenhagen bzw. von Kopenhagen nach Grönland
Inlandflüge in Grönland mit Dash 8 Propellermaschinen
Linienflug in Grönland mit Helikopter
Transport auf kleinen Schiffen (Targa, etc)
Transport auf Booten, auch Schlauchboot
Transport im Geländewagen und Geländebus
Und natürlich der Transport zu Fuß, auch in unwegsamem Gelände und auf dem Inlandeis
Eine Drohne von der Größe eines DJI Inspire 1 ist volumen- und gewichtsmäßig grundsätzlich von einer einzelnen Person noch problemlos transportierbar. Das kann man von einem Hexa- oder Octocopter der nächstgrößeren Gewichtsklasse nicht mehr behaupten - denn da hat der Haupttransportbehälter schonmal an die 35 kg, wobei das Zubehör hier auch nur teilweise eingerechnet ist. Dies war, solange es die Inspire-Klasse noch nicht gab, einer meiner größten Hinderungsgründe für ein Drohnenprojekt in der Wildnis.
Kleinere Drohnen der Phantom-Klasse machen einem das Leben hier deutlich einfacher. Es gibt eine Vielzahl an speziellen Rucksäcken bzw. lassen sie sich zur Not auch mal an einem normalen (Foto-)Rucksack außen festschnallen. Ihr Gewicht ist marginal und da sie grundsätzlich handgepäcktauglich sind, ist auch auf Flügen nicht mit größeren Problemen zu rechnen.
Der von DJI zur Inspire 1 mitgelieferte Transportkoffer ist nicht schlecht. Seine Schutzfunktion ist für den Betrieb aus dem Kofferraum völlig ausreichend. Vor allem aber ist er leicht. Es gibt Berichte von Leuten, die ihn angeblich schon als Handgepäck mitnehmen konnten. Das ist aber bestenfalls ein Glücksspiel und ich wusste sicher, dass ich ihn in den Kabinenfächern der Dash 8 Propellermaschinen in Grönland keinesfalls unterbringen können würde.
Das bedeutete, dass die Drohne bei den Flügen als Gepäck eingecheckt werden musste. Da jedoch der DJI-Koffer zwar leicht, aber keinesfalls superstabil ist, stellte sich hier gleich die Frage nach einem robusteren Koffer. Es gibt da einige fertige Lösungen auf Basis von Peli-Boxen (oder entsprechenden Nachbauten), die zumeist sehr schwer und sperrig sind, da sie den Copter im Landemodus aufnehmen (also mit nach unten gesenkten Pylonen - was deutlich mehr Volumen fordert). Ein paar dedizierte Inspire-Rucksäcke schwirren durch das Netz, bei denen man nicht sicher sein konnte ob sie überhaupt verfügbar sind oder nur als Ideen existieren.
Ich habe mich nach intensiver Überlegung und Größenerwägungen für das Peli Storm Case IM2875 entschieden. Diese Kunststoffkiste ist wasserdicht, abschließbar und bietet 6 hervorragend handhabbare Verschluss-Schnallen. Außerdem hat sie 2 Rollen und einen ausziehbaren Griff, womit man sie auch gut als Trolley benutzen kann. Als Innenpolsterung habe ich die Schaumstoffwürfel-Einteilung mitbestellt. Dabei sah ich mich im Geiste schon stundenlang Würfel ausbrechen um eine möglichst passgenaues Heim für Fluggerät und Zubehör schaffen. Als die Box angekommen war stelle ich allerdings fest, dass der herausnehmbare Styropor-Einsatz des Original DJI-Koffers relativ problemlos in die Pelibox passte. Ich musste nur an den Stellen wo, die Rollen in die Box eingelassen sind, etwas vom Styroporschaum wegschnitzen - dann befestigte ich mittels doppelseitigem Klebeband eine Lage Schaumstoff (quasi den Rahmen der herausbrechbaren Schaumstoff-Blocks) um die Styropor-Form - dann passte das einfach perfekt! So war ich an dieser Stelle einen großen Schritt weiter: maximaler Schutz, keine Fummelei, aufgeräumtes Innenleben - erkauft durch das deutlich höhere Gewicht der Pelibox gegenüber dem DJI Koffer, sowie mehr Volumen.
Die Frage nach der besten Beinstellung
An dieser Stelle noch ein kleiner Exkurs in eine Detailfrage für Inspire-Piloten, nämlich der Frage nach dem Transportmodus der Drohne. Es ist so: im Transportmodus benötigt die Drohne am wenigsten Platz, da stehen die Seitenpylone horizontal neben der Drohne. Im Landemodus stehen sie schräg nach unten, um die Bodenfreiheit für den Kamera-Gimbal zu gewährleisten. Dann gibt es noch den Flugmodus, hier zieht die Drohne die Pylone nach oben, um maximales Sichtfeld für die Kamera zu sicherzustellen und einen guten Schwerpunkt für den Flug zu haben. Das bedeutet beim Aufbau folgendes Procedere: Drohne Auspacken, Kamera auspacken, Propeller anbringen, Drohne einschalten - vom Transportmodus in den Landemodus bringen - Drohne ausschalten - Gimbal anbringen - Drohne einschalten. Diese ca. zweiminütige Prozedur ist manchen Leuten zu umständlich - für die gibt es Transportboxen, in denen man die Drohne im Landemodus mit angesetztem Gimbal und Propeller transportieren kann. Da die Drohne in dem Zustand deutlich mehr Volumen fordert, sind diese Boxen zwangsläufig größer und schwerer. Das wäre für mich nicht akzeptabel gewesen. Daneben bezweifle ich sehr, dass die mit angesetztem Gimbal beim ruppigen Transport auf das System wirkenden Kräfte der Präzision der Geräte zuträglich ist.
Der Transport auf Linenflügen
Nun hatte ich also die Drohne in einer stabilen schwarzen Box und konnte davon ausgehen, dass sie als Check-In-Gepäck die Flüge unbeschadet übersteht. Als nächstes überschlug ich das Gesamtgewicht meines Reisegepäcks und kam dabei locker über 60 kg. Das klingt etwas schockierend, aber mit linker & rechter Hand an je einem Trolleygriff und dem Fotorucksack dem Rücken war das gerade noch handhabbar (trotzdem packe ich den ganzen Krempel am Flughafen meist schnellstmöglich auf ein Gepäck-Vehikel, das ist deutlich weniger anstrengend und man ist beweglicher).
Die nächste Frage war dann natürlich die nach den Kosten für den Transport. Hier kann man wohl keine pauschale Aussage treffen, denn dies wird je nach Airline ganz individuell gehandhabt. Air Greenland sagte dazu auf Nachfrage, dass man die Box einfach am Schalter als 2. Gepäckstück einchecken soll (und dann den eben kiloweise für das Übergepäck zu bezahlen hat).
Auf dem Flug nach von München nach Kopenhagen konnte ich hingegen online für 26,00 Euro je Strecke ein zweites Check-in Gepäckstück (pauschal max. 20kg) dazu buchen. Das war wesentlich günstiger als die Regelung von Air Greenland, denn dort hatte ich für den Transport meiner rund 15 kg schweren Box folgendes zu berappen:
170,00 € für die Flüge von Kopenhagen nach Ilulissat (das sind zwar 2 Teilstücke, wurden aber als eine Einheit gebucht)
85,00 € für den Flug-Abschnitt von Ilulissat nach Kangerlussuaq (auf dem Rückweg ein einzelner Abschnitt, denn ich hatte noch ein paar Tage Aufenthalt in Kangerlussuaq)
166,00 € für den Flug von Kangerlussuaq nach Kopenhagen.
Beim Hin- und Rückflug von Ilulissat nach Uummannaq hatte ich Glück: in Ilulissat gab es Probleme mit dem Buchungssystem und in Uummannaq winkte die Dame am Heliport nur freundlich ab, als ich beim einchecken meinen Geldbeutel zückte.
Mit insgesamt gut 420,00 € Gebühren für das Übergepäck musste ich bei Air Greenland also einen namhaften Betrag berappen, dabei hätte es auch noch teurer kommen können, wenn in Ilulissat die Gebühr berechnet worden wäre. Ich muss jedoch gestehen, dass ich es mir sogar schlimmer vorgestellt hatte. Am Anfang der Planung waren die Gebühren ein schwarzes Loch für mich, da ich auch per Email keine verbindlichen Kilopreise vorab anfragen konnte - denn diese sind angeblich von verschiedenen veränderlichen Faktoren abhängig. Jetzt habe ich immerhin eine Vorstellung davon, was der Spaß kostet - er ist zwar teuer, aber nicht unmittelbar existenzgefährdend. Es wäre ja auch möglich gewesen, dass ich mich im restlichen Verlauf der Reise von Zitronentee-Pulver hätte ernähren müssen.
Ein kleiner Unsicherheitsfaktor war für mich unterwegs noch die absolute Menge an Gepäck, die der Hubschrauber mitzunehmen in der Lage war. Aber das schien kein Problem zu sein - ich konnte meine 3 Klötze problemlos ohne Voranmeldung mitnehmen. Die beiden Koffer sah ich hinter dem Piloten in einem Gepäcknetz hängen, der Fotorucksack wurde beim Einsteigen in einem Fach am Heck des Helis geparkt.
Zwischenzeitlich habe ich noch mit einer weiteren Airline Erfahrungen mit dem Transport der Drohne an die Zielort gesammelt, nämlich mit S7 (Siberian) auf meinen zwei Flügen nach Barnaul in der Region Altai.
Hierzu musste ich nur beide male jeweils ein zusätzliches Check-In-Gepäckstück (max. 23 kg) buchen, was dann im September 2018 mit je 4120 Rubel (gut 68 Euro) für je Hin- und Rückweg knapp 16,5% des Gesamt-Flugpreises ausmachte.
Was ich auch noch erwähnenswert finde ist, dass große Peliboxen beim Flugpersonal wohl den Schalter „vorsicht, professionelles Equipment“ umlegen. Ich wurde immerhin mehr als einmal beim Einchecken gefragt, ob ich die Kiste optional zum Sperrgepäck bringen möchte, man da sie dort besonders sorgfältig behandeln würde.
Die Wege vor Ort
Nachdem es mit den Flügen (abgesehen von den Kosten) keine Probleme gab, war die nächste Frage, wie ich vor Ort mit dem Krempel klar kommen würde. Den Drohnenkoffer an der Hand zu tragen, war anstrengend und unbequem.
Aber er bietet ja Rollen und einen Trolley-Griff - somit konnte man ihn schön hinter sich herziehen. Die innerörtlichen Straßen in Grönland haben oft einen sehr rauen Asphalt, was zu lautem Gerumpel und relativ starken Erschütterungen des Koffers führte. An dieser Stelle hätte ich mir größere Räder gewünscht. Solche gibt es wohl für manche Peliboxen - aber deren Abmessungen passten wiederum nicht zu meinem Inhalt, so dass ich hier mit diesen Rollen im typischen Inline-Skater-Format auskommen musste.
Lustig war die Begegnung mit einem Herren bei Ilulissat, der mich entgeistert ansah als ich mit meinem XL-Trolley auf dem Bohlenweg zum Eisfjord wanderte. „Sir, there is no Hotel down there“ stammelte er fassungslos, als ich fröhlich grinsend an ihm vorbei spazierte….
Wenn es aber ins weglose Gelände ging, konnte einem das Grinsen schnell vergehen. Denn dann waren die Rollen keine Hilfe mehr, der Koffer musste getragen werden. Ein derart klobiges Teil an seinem Henkel durch die Landschaft zu zerren, wäre natürlich eine echte Zumutung.
Zum Glück fand ich kurz vor meiner Abreise im Netz noch ein Produkt namens „Rucpac“ (92.00€), welches sich als Rucksack-Tragriemen an beliebigen Peliboxen befestigen lässt. Das Konstrukt fühlte sich trotz des stolzen Preises fertig montiert zwar etwas provisorisch an, aber schlechter als gar kein Tragriemen konnte es nicht sein - also kam es mit.
Bereits bei meiner ersten Tour auf das Inlandeis verkalkulierte ich mich jedoch bezüglich der zu gehenden Strecke und ließ den Rucpac in der Unterkunft zurück - ein Leichtsinn, den wir dann in Form einer längeren Überkopf-Tragepartie der Kiste über das Eis büßen mussten.
Fortan kam im Gelände der Rucpack zum Einsatz und man kann sagen, dass er sich durchaus bewährt hat. Zwar darf man sich kein Wunder der Ergonomie erwarten, und man ist über jede Rückelpolsterung durch die Bekleidung dankbar. Aber ein paar Kilometer hin und zurück durch das Gelände stellten damit kein Hindernis mehr dar.
Ein weiterer positiver Aspekt von Peliboxen ist ihre Wasserdichtigkeit. Auf einer meiner Touren galt es, einen Fluss in einem kleinen Dingi zu überqueren. Das Wissen um die abgedichtete Box machte die Paddelei zu einer (zumindest diesbezüglich) entspannten Angelegenheit.
2017 - Eine neue Drohne und der Heilige Gral der Transportlösungen
Als ich im Januar 2017 zum damals frisch auf den Markt gekommenen DJI Inspire 2 wechselte, wurden bezüglich der Transportbox die Karten neu gemischt.
Zunächst gab es augenscheinlich ab Werk eine Verbesserung, denn DJI lieferte eine Art Koffer mit, die aus einer Ober- und einer Unterschale aus sehr stabilem Styropor bestand. Die Reißverschlüsse des Inspire 1-Koffers wichen mehreren Schnappverschlüssen an allen 4 Seiten der neuen Box, einen „Einsatz“ gab es nicht mehr, die Aussparungen für Drohne und Zubehör waren direkt aus der Ober- und Unterschale geschnitten. (Der Koffer wird von DJI als Ersatzteil für stattliche 279 € verkauft)
In Sachen Stabilität schien der Schaumstoff des neuen Koffers etwas härter und widerstandsfähiger zu sein, was auch die äußere Hülle obsolet machte. Der wesentliche Vorteil des mitgelieferten Koffers lag offensichtlich wieder in dem sehr geringen Gewicht bei gleichzeitig gutem Alltagsschutz.
Ein Transport als eingechecktes Fluggepäck war aber mit diesem Koffer ebenso undenkbar wie mit der ersten Version. Das bedeutet, dass ich mich nach einer neuen Lösung umsehen musste.
Den früheren Trick mit dem original DJI-Schaumstoff-Einsatz in der Pelibox konnte ich mir gleich abschminken, denn die neue Drohne (und somit auch Ihr Koffer) war größer - so dass das Schaumstoffteil beim besten Willen nicht mehr in mein vorhandenes Peli Storm Case passte. Irgendwie war die neue Box zwar flach, aber recht ausladend - und es fand sich keine Pelibox die so konfektioniert war, dass bei der Aufnahme des DJI Koffers nicht eine Unmenge an ungenutztem Volumen übrig blieb. Die Recherche nach speziell für den Inspire 2 gefertigten Behältnissen brachte zunächst nur wie oben angesprochen irrsinnig große und voluminöse Koffer für die Drohne in Landestellung zutage.
Nach längerer Suche fand ich dann bei der Firma GPC in den USA eine sehr reizvolle Kombination aus einem für den Copter (im Transportmodus) maßgeschneiderten Transportrucksack (DJI Inspire 2 Backpack) und einem wiederum exakt für diesen Rucksack passenden Hartschalen-Trolley (Inspire 1 & 2 Travel Case For Backpack). Ganz klar: das klang nach der perfekten Lösung. Mit dem Koffer war die Drohne vor jeder rüden Behandlung beim Transport geschützt - und vor Ort konnte man sie im gepolsterten Rucksack ohne das Gewicht des Koffers relativ bequem ins Gelände bringen.
Der einzige Haken an dieser Lösung war ihr Preis, welcher sich inklusive Porto, Gebühren und Einfuhr-Umsatzsteuer auf knapp 920 € summierte. Ich überlege lange, aber da sich keine bessere Lösung abzeichnete habe ich in den saueren Apfel gebissen und nochmal investiert. Zum Glück, denn in der Praxis hat sich die Combo als ebenso nützlich wie zuverlässig herausgestellt.
Der Koffer bietet, obwohl er sicher nicht den Robustheitsgrad dieser extrem massiven Pelicases erreicht, einen sehr zuverlässigen Schutz beim Flug - und auch die Rollen und Griffe funktionieren nach wie vor tadellos. Der Rucksack hingegen ist relativ leicht und lässt sich auch über mehrere Kilometer im Gelände sehr angenehm tragen. Das Konzept dieser dualen Verpackung geht also grundsätzlich voll auf. Allerdings gibt es auch ein paar Kritikpunkte:
Der Koffer ist nicht wasserdicht, hat weder einen O-Ring am Deckelrand noch benötigt er einen Druckausgleich
Es gibt nur einen, eher dünnen Handgriff, der beim Tragen der schweren Box recht bald unangenehm in die Hand schneidet. Dieser Griff sitzt nicht auf der gleichen Seite wie der Trolleygriff, so dass man beim Wechsel zwischen Trolley- und Tragegriff den Koffer immer umständlich um 90° drehen muss.
An manchen Stellen scheint die Wandstärke des Koffers etwas dünn zu sein, es handelt sich allerdings um nicht-exponierte Stellen wie z.B. die Aussparungen für die Rollen. Probleme gab es dadurch bislang keine. Der Koffer hat lediglich ein paar tiefe Schrammen abbekommen, aber das ist völlig normal.
Der Rucksack ist nicht regengeschützt und in Sachen Verarbeitungsqualität weit von High-End-Produkten wie wie zB. den Fotorucksäcken von LowePro entfernt. Aktuell muss ich zB. ein plötzlich ohne Gewaltweinwirkung abgegangenes Teil des Hüftgurts wieder annähen lassen.
An den Klebekanten des maßgeschneiderten Schaumstoff-Einsatzes für die Drohe tritt an manchen Stellen etwas Klebstoff hervor und verschmutzt die Ausrüstung - dies Klebstoffreste ließen sich allerdings jedes mal problemlos wieder entfernen.
Man darf von dem Rucksack trotz einigermaßen anatomisch geformter Tragriemen und einer dicken Rückenpolsterung nicht den Tragekomfort eines Tourenrucksacks erwarten
Alles in allem bin ich der Meinung, dass die Vorteile der Kombination von Rucksack und Koffer trotz der angesprochenen Kritikpunkte weit überwiegen und das System seinen Zweck vollauf erfüllt - ich habe die Investition zu keinem Zeitpunkt bereut.