Immer wieder werde ich gefragt, was in der Landschaftsfotografie wohl "das Wichtigste" sei. Diese Frage lässt sich aufgrund der vielfältigen Zutaten zu einem guten Bild natürlich nicht eindeutig beantworten - aber das Licht gehört ohne Zweifel zu den tragenden Säulen vieler Bilder. Licht bestimmt zu einem großen Teil unsere technische Herangehensweise und legt seine Grundfarbstimmung über die Szenerien. Es schafft (oder nimmt) Intensität, modelliert die Motive und ist nicht selten selbst das Hauptmotiv.
Obige Kollektion von vier Bildern des gleichen Eisbergs habe ich Ende Mai 2013 bei vier verschiedenen Gelegenheiten über mehrere Tage hinweg aufgenommen (insgesamt waren es sogar 5 Varianten, aber 4 lassen sich besser in einem Bild arrangieren).
Erst zu Hause habe ich entdeckt, dass es sich bei den Bildern um den nahezu gleichen Bildausschnitt eines Eisbergs in unterschiedlichen Lichtsituationen handelt - so unterschiedlich war die Wirkung von Sonnenstand und Wetter sowie der Drehung und Position des sehr langsam driftenden Eisbergs relativ zur Sonne.
Links oben sieht man nachmittägliches Gegenlicht mit bernsteinfarbenen Eis-Bruchstücken auf der Wasseroberfläche, rechts oben das typische Quecksilber-Licht der Arktis bei bedecktem Himmel, links unten die Nachtsonne im Gegenlicht hinter einer Wolkenbank und schließlich rechts unten das unfassbare Licht einer unter der dichten Wolkendecke hindurchscheinenden Mitternachtssonne, die das Eis bei dunklem Himmel wie Gold erstrahlen lässt.
Ganz nebenbei - und das ist mir nicht zum ersten Mal passiert - habe ich an dieser Serie abgelesen, dass mein innerer Kompass für Bildästhetik wohl in gewisser Weise reproduzierbare Ergebnisse hervorzubringen scheint, da ich einen charakteristischen Ausschnitt mehrfach in verschiedenen Lichtsituationen unbewusst gleich gewählt habe. Dies freut mich einerseits, zeigt es mir doch, dass meine Kompositionen keine reinen Zufallsprodukte sein mögen. Auf der anderen Seite lässt es mich mir selbst die Frage stellen, ob ich mich durch die Ausschnittswahl nicht selbst reproduziert habe, quasi als berechenbarer Fotoroboter. Die Klärung dieser Frage muss ich allerdings vertagen, darüber habe ich noch nicht hinreichend nachgedacht.
Immerhin bin ich mit dem Ergebnis der vergleichbaren Ausschnitte insofern zufrieden, als dass sie einereits bei jeder der Lichsituationen einigermaßen ästhetisch wirken und anderseits die unterschiedliche Wirkung der Komponente "Licht" deutlich zeigen.