Vignettierung

Das Carl Zeiss Distagon 2,8/15mm und sein(e) Polfilter - Teil 1

Heute möchte ich eine Geschichte von und mit einer Firma erzählen, die mich nach anfänglichem Kopfschütteln sehr positiv überrascht hat - und die dann am Ende mit einiger Verzögerung fast noch gut ausgegangen wäre, zum Schluss aber wieder eine scharfe Wendung ins Absurde genommen hat.

Aber der Reihe nach.

Einige meiner Fotokollegen kennen die Story meiner On-Off-Beziehung zum 2012 erschienen Carl Zeiss Distagon ZF.2 T* 2,8/15mm. Gekauft - begeistert - gedämpft - gezweifelt - verkauft - vermisst - ersehnt - gekauft - begeistert….so lautet die Kurzform (aber das ist eine ganz andere Geschichte).
Beim zweiten Kauf im Mai 2013 war dann endlich auch der Zeiss Polfilter für das Objektiv erhältlich - eines der Hauptargumente für das Objektiv, welches sich dadurch vom Nikon AFS-VR 14-24mm/2.8 abzugrenzen wusste. Für das T* vergütete, sehr edle Teil, das in einem Softcase geliefert wird (warum kein Hardcase wie bei den kleineren Durchmessern?) wurden irgendwas um die 400€ fällig. Ein erhabener Betrag - aber immerhin war es ja der Filter "speziell für das Objektiv".

Wie erhaben war dann auch mein Erstaunen als ich beim ersten Einsatz auf einer Grönland-Reise bemerkte, dass der Filter in den äußersten Ecken an der Vollformat-Kamera Nikon D800e deutlich sichtbare Randabschattungen hervorrief. Na Mahlzeit! Satte 400 € geblecht, um dann mit so einer lästigen Störung umgehen zu müssen. Der Grund des Übels war eigentlich ganz klar sichtbar: die Fassung der Filters hat eine ganz immense Tiefe, viel mehr als man bei einer Weitwinkel-Bauweise für sinnvoll erachten würde. Und das zeigte wohl dann auch Wirkung.

Bei diesem Bild ist mir die Abschattung in der rechten oberen Ecke erstmalig deutlich aufgefallen.
Nikon D800e + Carl Zeiss Distagon 2,8/15mm @ F8,0 + Zeiss Circular-Polfilter / Raw-Entwicklung mit Standard-Profil ohne weitere Anpassungen.

Links ist die Abschattung in der Ecke deutlich zu sehen.

Auf der helleren rechten Seite fällt es weniger auf.

Um zu zeigen, dass es sich hierbei nicht um die "normale" Vignettierung des Objektivs handelt folgen nun 4 Testbilder, die ich unter "kontrollierten Bedingungen" aufgenommen habe - um den Stand der Dinge halbwegs vergleichbar zu dokumentieren. 

Das Motiv: eine Hauswand. Der Weißabgleich war fest eingestellt. 

Die deutliche Vignettierung bei Blende 2,8 ist hier übrigens nicht das Thema. Es geht lediglich um die starke Abschattung in den äußeren Ecken.

Getrieben von den Fragen "Was denken sich die bei Zeiss eigentlich?" und "hat das neben mir noch keiner bemerkt?" habe ich den Umstand nach meiner Rückkehr aus Grönland im Juni 2013 zur reklamiert. Ehrlich gesagt -  ich hatte dabei kaum Hoffnung auf mehr als eine Rücknahme des verkorksten Filters. Denn was hört man nicht alles von Firmen, wenn sich die Kundenbetreuer um Abwimmelung bemühen: "Konstruktionsbedingt, leider, in seltenen Fällen, unvermeidbar, im Rahmen der Toleranzen"…das übliche Blabla….aber weit gefehlt - nicht bei Zeiss. 
Ein Mitarbeiter von Zeiss meldete sich persönlich und berichtete, dass das Problem bei Zeiss reproduziert werden konnte. Der Filter werde neu konstruiert und ich bekäme einen neues Exemplar als Ersatz, sobald es verfügbar sei. 

Das war eine bemerkenswerte Reaktion! Den Fehler einräumen und auf diese Weise beheben - was kann man sich für eine bessere Reaktion auf ein Problem vorstellen? 

Nun hat das Ganze schlussendlich doch etwas länger gedauert, als geplant - aus dem zunächst anvisierten "paar Wochen" wurden erst ein paar Monate und dann fast ein Dreiviertel Jahr - aber seit Mitte Februar liegt der Ersatz-Filter nun bei mir. Seine Fassung ist deutlich dünner und damit wäre das Problem mit den Abschattungen vom Tisch. 

Links der alte, rechts der neue Filter. Aus dieser Perspektive fällt der Unterschied noch nicht sofort ins Auge.

Links der alte, rechts der neue Filter. Aus dieser Perspektive fällt der Unterschied noch nicht sofort ins Auge.

IMG_0790.jpg
Betrachtet man beide Filter aus einem flacheren Winkel, wird deutlich, dass der Fassung des neuen Filters ein paar Millimeter fehlen. 

Betrachtet man beide Filter aus einem flacheren Winkel, wird deutlich, dass der Fassung des neuen Filters ein paar Millimeter fehlen. 

Jedem Besitzer des Filters, der ähnliche Probleme bemerkt hat kann ich nur raten, sich an seinen Händler zu wenden und den Dickfilter austauschen zu lassen.

* TILT *

Bis hierher hatte ich am Abend der Ankunft des neuen Filters diesen Text verfasst, dies war der Stand meines Blog-Eintrags, als ich - gerade im Begriff, den Beitrag online zu stellen - den neuen Filter dann doch noch vorsichtshalber ans Objektiv schraubte um ein paar schnelle Testschüsse zu machen. Doch was mussten meine brechenden Augen sehen? Wieder diese verflixten Randabschattungen!
Geringer zwar, aber immer noch wahrnehmbar. Ich war gelinde erstaunt und verfasste postwendend eine weitere Mail an Zeiss...

Wie es in dieser eigenartigen Sache weiterging, werde ich in Kürze im zweiten Teil dieses Beitrags erzählen.....