Oh mann - wie naiv war ich anzunehmen, mit den Tablet-Fotografen wäre die Spitze des Eisbergs absonderlichen Foto-Brauchtums erreicht. Doch im Gegensatz zu dem neuerdings gehäuft anzutreffendem Gehampel erscheint das Knipsen mit dem Tablet wie eine geradezu nüchtern-sinnvolle Nutzung der gerade eben verfügbaren Kamera - wer kein Handy dabei hat (?), versuchts eben mit dem Pad oder Tab.
Aber nun schleicht sich klammheimlich die sogenannte Actioncam, hier vor allem natürlich das Fabrikat GoPro „Hero“ in den Alltag des Touristen. Dabei gibt es 2 Ausformungen von unterschiedlichem Erscheinungsbild.
Typ 1
Mit dem Wingsuit in die Mensa! Mann trägt die GoPro auf einem nach oben gekrümmten Ständer - wie soll man bitte sonst dazu sagen? Dieser ist wiederum auf einer an einem Brust-Geschirr hängenden Plastik-Platte festgeschraubt. Look Ma, no hands!
Was will uns dieses Outfit sagen? Meine Houserunning-Hose ist gerade beim Bügeln, mein Einmann-U-Boot muss gewartet werden und mein Downhill-Bike wird eben mal schnell auf noch steilere Hänge eingestellt. Trotzdem ist mein Leben jederzeit so aufregend und rasant, dass es nur mit einer Actioncam gebührend eingefangen werden kann.
Was sagt uns dieses Outfit? Dem Träger des Kamerageschirrs ist es leidlich egal, mit welchen Schrottbildern und verwackelten Videoclips er nach Hause kommt, solange es sich mit dem neuen Spielzeug nur gut posieren lässt.
Typ 2
Die noch etwas surrealere Ausprägung des „Heros“ kommt mit der Kamera auf einem Stab montiert daher. Dabei reicht die Form des Steckens von einem einfachen kurzen Stäbchen mit Griff bis hin zu einem teleskop-artig ausziehbaren Einmeterprügel.
Was will uns dieses Outfit sagen? Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, was diese Stäbe überhaupt sollen. Als sinnvoller Einsatz wäre zB. denkbar, wenn man damit über die Köpfe einer Menschenmenge hinweg filmen würde….oder man könnte in Löcher fotografieren, in die man selbst nicht reinkriechen kann oder mag.
Aber wozu das auf einem Bootsauflug gut sein soll - ich habe keine Ahnung. Meinen Beobachtungen zufolge wussten die Besitzer es selbst nicht so genau….denn die bei den zu bestaunenden „Kameraschwenks“ (einem steten links-rechts-links-auf-ab-Gewedel) entstehenden Wackelfilmchen betrachten zu müssen, möchte man seinem Feinde nicht wünschen. Das könnte in Sachen Gruselfaktor glatt den altbekannten Video8-Film von Tante Heidis Siebzigsten übertreffen.
Was sagt uns dieses Outfit? Die Helden haben nicht den blassesten Schimmer von dem was sie tun - sind aber bereit alles zu kaufen, wenns denn nur gerade hip ist.