Der Singh-Ray Gold-N-Blue Polarizer

Manchmal stoße ich auf fotografisches Zubehör dessen Beschreibung so sonderbar klingt, dass ich es einfach haben muss.
Der Singh-Ray Gold-N-Blue Polarizer ist einer dieser Gegenstände.

Was macht das?

Grundsätzlich wirkt das Teil ähnlich wie ein Polfilter. Der Unterschied ist, dass das reflektierte Licht nicht gesperrt, sondern eingefärbt wird. Und zwar je nach Filterstellung blau oder goldgelb.

Um die Farbgebung zu ändern wird der Filter einfach in seiner dafür ausgelegten Fassung um 90° gedreht.

Das Ganze hat dann natürlich lustige Nebeneffekte. Färbt man einen Fluss blau ein bekommen die Fenster der Häuser am Flussufer einen goldgelben Farbton - denn sie liegen ja in einer gegenüber dem Fluss um 90° gedrehten Ebene. Färbt man den Fluss golden ein, werden die Fenster blau.

Wie funktionierts?

Wie der Filter technisch funktioniert ist mir ein Rätsel.
Ein Kollege vermutete, dass die Farbfilterung durch optische Gitter bewerkstelligt wird.
Wenn jemand das zugrunde liegende physikalische Prinzip durchblickt wäre ich für eine Aufklärung dankbar. :-)

Weißabgleich

Da der Filter eine Eigentönung hat und somit das Bild warmgelb einfärbt, sollte man unbedingt in RAW-Dateien fotografieren und bei der Entwicklung den Weißabgleich setzen. Dazu ist natürlich ein neutrales Referenzobjekt in Bild vonnöten - oder man macht eine Referenzaufnahme mit Graukarte und übernimmt dann bei der Entwicklung den ermittelten Weißabgleich von diesem Bild.

Bildbeispiele

Szene 1 (Svalbard 2009):

_DSC6426.jpg
Mit normalem Polfilter

_DSC6429.jpg
Stellung "Wasser golden" (Schön zu sehen: Reflektionen in einem anderen Winkel sind blau)

_DSC6431.jpg
Stellung "Wasser blau"

Szene 2 (Salinas de Janubio, Lanzarote 2006):

_DSC4895.jpg
Stellung A

_DSC4896.jpg
Stellung B

Szene 3 (Svalbard 2009)

_DSC4833.jpg
Fast die gleiche Szene ohne Filter

_DSC4824.jpg
Stellung "Wasser golden"

_DSC4823.jpg
Stellung "Wasser blau"

Den Weißabgleich hatte ich jeweils auf den Schnee im Hintergrund gesetzt. Die Wiedergabe entspricht so in etwa der visuellen Wahrnehmung vor Ort beim Blick durch den Filter. Wolken und Himmel sind, korrekter Weißabgleich vorausgesetzt, allenfalls von der Eigentönung des Filters etwas betroffen, da ja ansonsten nur das reflektierte Licht von der Gold'n'Blue-Wirkung betroffen ist.


Sinnvolles Zubehör?

Ich muss ehrlich zugeben: ich bin nach wie vor mit dem Filter nicht über das Experimental-Stadium rausgekommen. Die Wirkung an sich ist absolut verblüffend und es macht wirklich Spaß, damit zu spielen.
Aber die Fälle, in denen der Filter zielführend zu einem besseren Bild beigetragen hat sind rar. Zu komplex ist die Wirkung, zu extrem die Farbgebung als dass der Filter in irgendeiner Weise alltagstauglich wäre. Als Alternative zu einen konventionellen Polfilter kommt er sowieso nicht in Frage.

Nützlichkeit: * bis ***** (1-5 Sterne)
Eigentlich braucht man ihn nicht - und doch kann man damit einzigartige Effekte erzielen.

Verarbeitung: **** (4 Sterne)
Optisch tadellos, optimale optionale (Thin-)Fassung, nettes Täschchen. Punktabzug wegen der bei Singh-Ray anscheinend üblichen Verschmutzung der Glasflächen - konnte aber problemlos abgewischt werden.

Nestel- und Hantierfaktor: ****** (5 Sterne)
Man kann sich ausgiebig und vielseitig damit beschäftigen - beim Fotografieren und vor dem Bildschirm.

Preis/Leistung: ** (2 Sterne)
Für $190 - $220 ist er nicht gerade ein Schnäppchen.


Zu beziehen ist der Filter direkt bei Singh-Ray oder über Amazon.

Als Alternative käme wohl der Cokin Blue / Yellow Polarizer in Betracht, der schon etwas länger auf dem Markt ist. Michael Reichmann hat ihn hier recht eingehend beschrieben.